„Brandbücher“ – mein Roman & der 90. Jahrestag der Bücherverbrennung

Am 10. Mai jährt sich wieder der Tag, an dem in Deutschland systematisch und feierlich Bücher verbrannt werden. Was von der Studentenschaft für die Universitätsstädte geplant war, fand schnell Nachahmer, selbst in kleinen Orten fühlten sich Anhänger der Nationalsozialisten berufen, Literatur und Sachbücher, die ihnen nicht gefiel zu verbrennen. Für die Website www.buecherverbrennung.de und meinem Roman „Brandbücher“ habe ich mich viele Jahre mit dem Thema befasst.

Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit dem Thema – meine Website www.buecherverbrennung.de hat seit ihrem ersten Erscheinen 1999 einige Design-Updates erfahren und was ich bei der Recherche für die Website erfahren habe, ist in den Roman „Brandbücher“, der vor zehn Jahren im Gmeiner-Verlag erschienen ist, eingeflossen.

Zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennung darf ich endlich wieder aus diesem Roman lesen – sowohl öffentlich als auch vor Schulklassen u. a. in der Stadtbibliothek Witten. Dabei lese ich Auszüge aus dem Roman und erzähle, was ich bei den Recherchen sonst noch erfahren habe – ich lerne bei der Vorbereitung eines Romans mit historischem Bezug ja immer viel, was nicht in die Geschichte passt. Außerdem berichte ich bei den Lesungen, was sich nach dem Erscheinen des Romans getan hat.

Die beiden öffentlichen Lesungen sind:

10. Mai 2023 18 Uhr, Thalia Hagen

13. Mai 2023 17 Uhr, Schloss Langenselbold / Buchhandlung Bücher-Meer Langenselbold

Über den Roman „Brandbücher“

Im Jahr 2003 findet Karina im Haus ihrer verstorbenen Großtante seltsame Postkarten. Die Suche nach den Hintergründen führt sie in das Jahr 1933, als ihre Tante Haushälterin bei dem jüdischen Buchhändler Jakob Weizmann war. Katharinas Großtante erlebt, wie Hitlers Macht in dem kleinen münsterländischen Städtchen wächst. Samuel Weizmann, der Sohn ihres Arbeitgebers, wird Zeuge, wie die Studenten, allen voran sein ehemaliger Freund Bruno Schulze-Möllering, in Münster die Bücherverbrennung vorbereiten, um ihre Zustimmung zu Hitlers Weltanschauung zu demonstrieren. Immer wieder wird Samuel Opfer von judenfeindlichen Angriffen, vor allem von Bruno Schulze-Möllering, der sowohl in Münster als auch in seiner Heimatstadt keine Gelegenheit auslässt, seinen Hass gegen den ehemaligen Freund auszuleben. Karina kann sich vorstellen, was Samuel und ihre Tante erlebt haben, trifft sie bei ihrer Recherche doch auf ein teuflisches Netzwerk, das am Ende sogar ihr Leben bedroht.

Der Roman ist Fiktion, aber die historischen Ereignisse, die ihm zugrunde liegen, haben sich tatsächlich zugetragen – die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 waren das Ende einer Serie von Aktionen, die initiiert von der NS-Studentenschaft im Frühjahr 1933 durchgeführt wurden. Dazu gehörten Plakataktionen und die im Roman beschriebene Aufstellung eines Schandpfahls, die allerding nur in wenigen Städten realisiert wurde, unter anderem in Münster. Das war ein Grund, weshalb ich Münster als Schauplatz meines Romans gewählt habe, aber ich habe in Münster studiert und kenne mich dort aus und fand das Münsterland als ländliches Umfeld für meine Geschichte hilfreich, zumal ich dort aufgewachsen bin 😊

In einem Blogbeitrag auf meiner Website zur Bücherverbrennung plaudere ich ausführlicher über die Entstehung des Romans.

Über die Website www.buecherverbrennung.de

Auslöser für die Beschäftigung mit dem Thema Bücherverbrennung war meine Dissertation über Erich Kästner. Als ich einige Jahre später gebeten wurde, für den dtv-Verlag ein Jubiläumsmagazin zum 100. Geburtstag von Erich Kästner zu schreiben, fiel mir auf, dass er nach dem Krieg viel weniger Klassiker veröffentlicht hat. Dabei war er vor der NS-Zeit ein beliebter Autor und auf dem Weg, eine steile Karriere als Schriftsteller zu machen. Anders als die Bücher anderer Autoren wurden seine Werke schon bald nach dem Krieg wieder verlegt, aber man merkt doch, dass die NS-Zeit sein Werk und seine Karriere beeinflusst hat. Ich wollte wissen, ob es anderen Autor:innen ähnlich ging. Und plötzlich steckte ich im Recherchestrudel – damals gab es keinen einzigen deutschsprachigen Internetbeitrag zu dem Thema, sodass ich viele E-Mails verschickt habe, um Daten und Informationen zu sammeln. Als meine Website dann ins Netz kam, war sie die erste Seite überhaupt zu dem Thema. Heute findet man zig Seiten und Artikel, Initiativen und Bücher. Daher aktualisiere ich meine Seite nur noch, wenn ich neue Informationen finde. Inzwischen ist das Thema an Universitäten und bei Stiftungen angekommen, da muss ich mich nicht ehrenamtlich kümmern. Aber die Informationen dort sind weiterhin aktuell und wenn es Änderungen gibt – oder neue Orte, in denen jetzt erst Quellen zur Bücherverbrennung auftauchen, ergänze ich diese natürlich. Und sollte ich irgendwann einmal viel Zeit haben, werde ich die Porträts der Autor:innen ergänzen. Die Texte, die dort jetzt zu finden sind, habe ich ursprünglich für das Projekt „Aktion Patenschaften“ geschrieben, mit dem Geld für die Sicherung der privaten Bibliothek verbrannter Bücher von Georg Salzmann gesammelt wurde. Diese Bibliothek ist übrigens heute im Besitz der Universitätsbibliothek Augsburg.